Oder: Wieso geht das Plastik in den Meeren uns alle an?

Nur noch bis zum 29.10.2018 ist die Wanderausstellung des Ocean Plastic Lab in Berlin als letzter Station zu sehen. Die Aktualität und Dringlichkeit zwingen einen geradezu zum Besuch und zur Beschäftigung mit der Bedeutung, den Gefahren und möglichen Lösungsansätzen zum Thema Umwelt & Kunststoff.

Der Ponton mit der Ausstellung des Ocean Plastic Lab -- noch bis zum 29.10.2018 am Schiffbauerdamm in Berlin (Foto: Tora von Collani)

Ausstellung am Schiffbauerdamm

Die kostenlose Ausstellung des Ocean Plastic Lab (OPL) wird in vier offenen Containern präsentiert. Sie soll informieren und bei den Besuchern ein Bewusstsein für die Problematik schaffen. Nach Stationen in Ottawa, Washington, D.C., Brüssel, Paris und Turin befindet sich der Ponton für nur neun Tage auf der Spree in Berlin als dem letzten Ausstellungsort. Konzipiert wurde die Schau von Institutionen und Forschern auf der ganzen Welt. Herausgekommen ist eine Informationsfülle, deren Inhalt einerseits erschreckt, andererseits Lösungswege vorschlägt und dazu ermutigt, selbst aktiv zu werden!

Die Ausstellung zeigt anschaulich und interaktiv, wie das Plastik in die Meere gelangt und was dort damit geschieht. Neben Fotografien, Schaubildern und Texttafeln finden sich Videos, ein Mikroskop und ein Scanner, um die Langlebigkeit verschiedener Materialien zu erfahren. Da es sich um ein internationales Projekt handelt, ist alles auf Englisch gehalten. Jedoch stehen über das lokale WLAN auf einer speziellen Seite alle Informationen auf Deutsch zur Verfügung (Smartphone oder Tablet mitbringen!).

Die vier Container der OPL-Ausstellung (Bild: Tora von Collani)

Natürlich ließe sich die Problematik auch aufs Festland und die Landlebewesen übertragen, jedoch besteht der Unterschied in den Wegen, die das Plastik im Wasser zurücklegt und wie es nicht an einer Stelle verbleibt. Außerdem gelangt der Großteil des wilden Plastikmülls an Land durch Regen und Wind irgendwann dann doch ins Wasser.

Als Fazit lässt sich sagen: Die Situation ist bereits überaus brenzlig, und wir müssen sofort handeln. Aber es gibt bereits viele Ansätze, und wir können alle unseren Beitrag leisten, egal wie klein er auch sein mag.

Die folgenden Abschnitte sollen Euch einen besseren Überblick geben und Euch zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema inspirieren.

Das Woher und Wohin von Plastik

Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts werden vermehrt Kunststoffe hergestellt; schnell sind sie zu einem immer wichtigeren Teil unserer Gesellschaft geworden. Ihnen aus dem Weg zu gehen ist praktisch unmöglich, denn sie werden in allen Bereichen unseres Lebens eingesetzt und begleiten uns durch den ganzen Tag: vom Wecker über die Zahnbürste, Kosmetik- und andere Behältnisse bis hin zu Kochutensilien und den elektrischen Geräten, die wir verwenden. Selbst die meisten Kleidungsstücke bestehen zumindest teilweise aus Kunstfasern.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Schon von Anfang an stellten Kunststoffe eine kostengünstige Alternative zu natürlichen Werkstoffen (z.B. Elfenbein, Holz oder Seide) dar und lassen sich zudem in jede beliebige Form und Farbe bringen. Dabei weisen sie viele wünschenswerte Eigenschaften auf, wie Flexi- und Stabilität.

Kunststoffe im täglichen Gebrauch. (Foto: Tora von Collani)
Schautafel mit verschiedenen Kunststoffarten im Ocean Plasic Lab. (Bild: Tora von Collani)

Als Ausgangsstoff dient häufig Erdöl, welches in chemischen Prozessen verarbeitet wird. Von den in den letzten sieben Jahrzehnten hergestellten über acht Tonnen Plastik wurden lediglich 9% recycelt. Oft ist dies nicht oder nur mit großem Aufwand möglich, weil z.B. verschiedene Kunststoffsorten zusammen in mehrschichtigen Folien verwendet werden. Eine gründliche Trennung, um die verschiedenen Plastiksorten auf unterschiedliche Weise recyceln zu können, wird dadurch erschwert. Außerdem verringert sich bei vielen Kunststoffen die Qualität mit jedem Recycling, so dass dies nur begrenzt möglich ist. (Anders ist es bei Glas, das beliebig oft eingeschmolzen werden kann!)

Umweltverschmutzung

Ob, wie und in welcher Zeitspanne Kunststoffe zerfallen und abgebaut werden, ist bisher kaum erforscht. Jedoch hat sich gezeigt, dass Lebewesen wie mache Algen, Bakterien und wirbellosen Tiere sich diese neue Lebenswelt bereits zu eigen gemacht haben. Sie heften sich an das Plastik und gelangen so in Gebiete, wo sie bisher nicht zu finden waren. Dadurch können nicht nur Krankheitserreger verbreitet werden, sondern auch invasive Spezies zum Aussterben einheimischer Arten führen. Die Folgen sind oft nicht absehbar, aber diffizile Ökosysteme können so ganz schnell aus dem Gleichgewicht geraten.

Selbst, was wir in diesem Moment am Leibe tragen, enthält mit großer Wahrscheinlichkeit Kunststoffe, von denen bei jedem Waschgang Mikrofasern abbrechen und über das Abwasser in den Flüssen landen. Waschmaschinen und Kläranlagen sind momentan noch nicht in der Lage, diese herauszufiltern.

Verschmutzter Strand in der Dominikanischen Republik. (Bild: Dustan Woodhouse / Unsplash)

In anschaulichen Animationen zeigt Die OPL-Ausstellung, auf welchen Wegen lose herumliegender Plastikmüll über Flüsse in die Meere gelangt. Auf keinen Fall dürfen wir den Fehler machen zu denken, dass uns das nicht betrifft! Deutschland ist hier genauso beteiligt wie alle anderen Länder auch. Jeder Zigarettenstummel (ja, auch in den Zigarettenfiltern ist Plastik!), der nicht ordentlich entsorgt wird, jede herumfliegende Plastiktüte trägt zu dem Problem bei und vergiftet unsere Umwelt und am Ende Dich und mich. Denn das Plastik wird über kurz oder lang von Lebewesen aufgenommen: Sei es so drastisch wie im Film Albatross, der zeigt, wie diese Vögel inmitten von Müll ihre Jungen aufziehen und mit einem Bauch voller Plastik verenden, oder viel subtiler, wenn der in kleinste Teile zerfallene Kunststoff vom Plankton aufgenommen wird und schließlich über die Nahrungskette auf unseren Tellern landet.

Bleib dran und lies bald mehr darüber, welche Gefahren das Plastik für die menschliche Gesundheit birgt und was Du tun kannst, um die Umweltverschmutzung zu verringern!

Tora von Collani arbeitet als freie Übersetzerin und Lektorin für Deutsch und Englisch. Sie hat 2003 ihr Archäologiestudium abgeschlossen und übersetzt und lektoriert seitdem. Nach einigen Stationen im E-Commerce-Bereich ist sie seit Anfang 2019 selbstständig. Sie interessiert sich für Kräuter, Archäologie, Nachhaltigkeit und Irland.

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