Kunstbuchmesse in Berlin

Eine Buchmesse ist doch eigentlich der perfekte Einstieg in den eigenen Blog. Sowieso für jemanden, der schon immer eine Schwäche für Bücher hatte. Warum also nicht ein kurzer Bericht über meine Eindrücke von der Art Book Fair Berlin am 20. (Sa) und 21. (So) Oktober 2018?

Durchgeführt vom Friends with Books e.V. fand sie dieses Jahr zum fünftenMal statt, erstmalig in den Räumen des Museums für Gegenwart. In zwei Sälen mit wenig kreativ im rechten Winkel angeordneten Tischen drängen sich Künstler und Verlage aus aller Welt dicht an dicht. Neben ganz traditionell gedruckten Büchern finden sich auch allerlei Drucke und Poster. Die Besucher drängen sich durch die schmalen Gänge und rempeln sich gegenseitig an. Umrahmt sind diese Säle von öffentlichen Gesprächen und Präsentationen mit verschiedenen vertretenen Künstlern auf der einen Seite und einigen Kunstinstallationen auf der anderen. Heraus stechen die Installation von Jérôme Karsenti und die Wort-Apotheke von Morten Søndergaard.

Jérôme Karsenti und seine Performance „transforMOTions“

Bereits am Freitagabend fand die Performance von Saskia Edens, Jérôme Karsenti und Lorenza Mondada statt, bei welcher beschriftete Tonpfeile auf ein großes tönernes Buch abgeschossen wurden. Dieses ist auch auf der Messe zu sehen zusammen mit Karsentis Poster-Buch „Mots / Slow“. Entstanden ist es in Kooperation mit Künstlern und Wissenschaftlern und enthält sowohl Text als auch grafische Elemente. Diese bereits fünfte Ausgabe von Karsentis jährlich erscheinendem Magazin dreht sich um den Begriff, das Verständnis und die Interpretation von Zeit. So spielt der Mond mit seinen Phasen immer wieder eine Rolle, während sich einer der Texte mit den zehn Tagen beschäftigt, die im 16. Jahrhundert bei der Einführung des modernen gregorianischen Kalenders unter Papst Gregor XIII. wegfallen mussten, um die Verschiebung des julianischen Kalenders seit dem 4. Jahrhundert wieder auszugleichen. Auch Karsentis nächstes Projekt verspricht spannend zu werden. In einem kurzen Video hat er mir den Entwurf eines vielschichtigen Buches gezeigt: Wie man es auch dreht und wendet, erhält man immer wieder ein neues Buch im Buch.

Jérôme Karsenti mit seinem Magazin „Mots / Slow“ und dem Ergebnis der gestrigen Performance "transforMOTions" von Saskia Edens, Jérôme Karsenti und Lorenza Mondada (Bild: Tora von Collani)

Morten Søndergaards Word Pharmacy

Morten Søndergaard mit seiner Wortapotheke (Bild: Tora von Collani)

An einer anderen Stelle der Messe hat der Däne Morten Søndergaard sein Medizinschränkchen aufgehängt und bietet die Produkte seiner Word Pharmacy an. Neben Schachteln mit Adjektiven und Nomen finden sich andere mit Pronomen und dergleichen mehr. Auf den Beipackzetteln ist eine entsprechende Wortliste abgedruckt mit Anweisungen, wie sie zu gebrauchen ist. Genau wie ein originaler Beipackzettel scheint es unmöglich, ihn nach dem Entfalten wieder in die ursprüngliche Form zu bringen… Schon die nach richtigen Arzneischachteln entworfenen Verpackungen sind ein Blickfang gerade für solche, die sich für Sprache interessieren oder damit arbeiten. Wer sich in Søndergaards Wortapotheke begibt, wird von ihm zunächst nach seinen Vorlieben und Abneigungen in Bezug auf – wie soll es anders sein – Wörter befragt, um dann eine Empfehlung und ein Wort-Medikament zu erhalten. Mir wurde eine große Packung Adjektive ausgehändigt und die Lektüre des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges verschrieben. Adjektive kann man ja immer brauchen, und der „Magische Realismus“ von Borges scheint mir genau das Richtige für die kommenden Winterabende!

Karsenti ist zwar der Meinung, dass die Messe schon jetzt zu etabliert ist und dass wahre Sammler ihre Entdeckungen an schmutzigen und unbekannten Orten machen wollen, aber mir kommt es so vor, als hätte ich heute Freundschaft mit zwei zugleich sympathischen und interessanten Menschen geschlossen. Ganz, was der Arzt empfiehlt!

Tora von Collani arbeitet als freie Übersetzerin und Lektorin für Deutsch und Englisch. Sie hat 2003 ihr Archäologiestudium abgeschlossen und übersetzt und lektoriert seitdem. Nach einigen Stationen im E-Commerce-Bereich ist sie seit Anfang 2019 selbstständig. Sie interessiert sich für Kräuter, Archäologie, Nachhaltigkeit und Irland.

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