Tourdaten

Das Programm von 2017 läuft laut Terminkalender noch bis mindestens Ende 2019. Termine unter https://www.pelzig.de/pelzig-termine/

Erwin Pelzig, Hartmut und Dr. Göbel

Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig mit dem aktuellen Programm "Weg von hier" (Bild: pelzig.de)

Barwasser beweist mal wieder seine Wandlungsfähigkeit und springt teilweise im Sekundentakt zwischen seinen altbekannten Charakteren Erwin Pelzig, Hartmut und Dr. Göbel hin und her. Der Zuschauer wird herausgefordert, sich fast drei Stunden lang ununterbrochen voll konzentrieren zu müssen, um dem stakkatoartigen Kabarett folgen zu können. Dabei wird das Publikum auch mal liebevoll als „linksversiffter Mainstream“ bezeichnet. Die Konzentration am späten Abend wird allerdings mit mal frechen, mal tiefgründigen Witzen über oft im Kern ernste Themen belohnt. Dabei bekommen – wie sollte es anders sein – alle größeren politischen Parteien ihr Fett weg. Die einen mehr, die anderen weniger, je nachdem wie viel Angriffsfläche sie bieten. Sich selbst bezeichnet Pelzig als „freundlichen Liftboy auf der globalen Palliativstation“, denn natürlich sind die allgemeinen Aussichten eher ernüchternd: Pelzig kommt sich vor wie in einem Katastrophenfilm von Roland Emmerich, so apokalyptisch ist die Weltsituation.

Erwin Pelzig als Weltverbesserer

Als Grundproblem identifiziert er weiße heterosexuelle Männer, wobei er der Meinung ist, dass man sich über die eigenen Ängste ruhig mal lustig machen sollte, nicht aber über diejenigen, die sie haben. Kritisch-amüsant setzt er sich auseinander mit Trump und Erdoğan, mit Filterblasen, dem Übermaß an Informationen und der Generation der ‚digital Natives‘. Wenn dem Zuschauer gegen Ende des Abends vor lauter negativen Entwicklungen in der Welt schon gar nicht mehr zum Lachen zumute ist, motiviert Pelzig alle, sich diesem Trend entgegenzustellen. Dies möchte er für sich selbst erreichen, indem er sich bewusst dagegen entscheidet, selbst zum Arschloch zu werden und stattdessen den eigenen kleinen Teil dazu beiträgt, die Welt ein bisschen besser zu machen.

Fazit: nicht ultraaktuell aber lohnenswert!

Gekonnt beschließt er seinen Vortrag mit einem Witz, damit man erschöpft, aber einem Lächeln den Saal verlässt. Dass sein Manuskript schon einige Monate alt ist, wird einem dadurch bewusst, dass Themen wie Kashogi und Plastik im Meer und in der Nahrungskette keine Erwähnung finden trotz ihres tragisch-komischen Potenzials.

Insgesamt ein gelungener Abend, der sein Geld wert ist!

Tora von Collani arbeitet als freie Übersetzerin und Lektorin für Deutsch und Englisch. Sie hat 2003 ihr Archäologiestudium abgeschlossen und übersetzt und lektoriert seitdem. Nach einigen Stationen im E-Commerce-Bereich ist sie seit Anfang 2019 selbstständig. Sie interessiert sich für Kräuter, Archäologie, Nachhaltigkeit und Irland.

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